Die Vermessung des Ichs

Quantified-Self kommt nach Deutschland

Alles im grünen Bereich? – Noch nicht so ganz, sagt das schwarze Band nach einem kurzen Blick auf das Handgelenk. Das Fuelband vom Hersteller Nike ist eines der Pionier-Produkte in einer Bewegung mit dem Namen „Quantified-Self“, die wie sollte es auch anders sein, in den USA seinen Ursprung hat und seit einiger Zeit auch bei uns in Deutschland angekommen ist. Ein Netzwerk aus Anwendern formt eine eigene Community, welche in einigen deutschen Städten regelmäßig Meetings abhalten und sich, sowie Interessierte, über die neusten Trends, Apps und Gadgets informieren.

Wie schon in der Einführungs dieses Blogs  angekündigt befasse ich mich in den nächsten Wochen und Monaten mit diesem Themenkomplex und möchte heute mit einem kleinen „warm-up-post“ beginnen. Ich heiße Fabian, studiere an der Technischen Universität Ilmenau das Fach Angewandte Medienwissenschaft und dieser Blog ist eine begleitende Arbeit im Fach „Digitale Kommunikation“. In unserer learning community übernehme ich den Part das große „Oberthema“ Quantified-Self zu beschreiben (siehe meine Zielvorstellung weiter unten), daher werde ich meinen Fokus weniger auf einzelne Apps und deren Anwendung eingehen. Dieser Part wird daher bevorzugt von Flo (Nike+) und Nick (Gamification) übernommen und Christian beschäftigt sich mit dem ebenso spannenden Thema Internet of Things.

Ein wichtiger Bestandteil dieses Faches besteht in der Dokumentation und Nachvollziehbarkeit des eigenen Lernerfolgs. Aus diesem Grund werde ich in diesem Post ein grobes Ziel definieren und das Endergebnis im gegen Ende des Semesters selber rückblickend evaluieren.

Mein persönliches Ziel dieses E-Portfolios ist es am Ende einen analytischen Überblick über das neuartige und schwer greifbare Phänomen des „Quantified-Self“ zu bieten. Wer nutzt es? Warum und was genau? Ferner möchte ich Einblicke in aktuelle Geschehnisse und Entwicklungen zu geben so wie es ein klassischer Blog schließlich auch tut. Ich hoffe mein Vorhaben gelingt und sinnvollerweise starte ich mit einer Definition: Viel Spaß. 😉


Die 2012 als Ableger des amerikanischen Vorbilds gegründete „Quantified Self Deutschland“, ist eine Community, die im Rahmen von Informationsveranstaltungen, Seminaren und Blogs über die neusten Entwicklungen der Bewegung in Deutschland berichtet und informiert.
Um den Begriff für euch besser greifbar zu machen findet Ihr auf der Homepage von QS-Deutschland folgende…

Definition

„Quantified-Self ist ein Gemeinschaft von Anwendern und Anbietern von Lösungen zur Erfassung und Auswertung von Daten über die eigene Gesundheit, das Verhalten oder die Umwelt. Ähnlich einem Spiegel liefern Daten über uns selbst eine Möglichkeit, uns zu reflektieren und zu erkennen, was bessere, informiertere Entscheidungen erlaubt. Die dabei eingesetzten Verfahren umfassen Selbst-Experimente, Verhaltens-Beobachtung, Lifelogging, die Erfassung biometrischer Informationen, Psychologische Tests, Dienste zur medizinischen Selbstdiagnose, Genomsequenzierung und vieles mehr.“1

Das oben erwähnte Fuelband von Nike ist daher nur ein mögliches Anwendungsbeispiel der digitalen Selbstvermessung. Auch den Schlafrhythmus, den Ernährungsplan und sogar Krankheitsdiagnosen erfasst und erstellt das Handy mittlerweile ohne großen Aufwand seitens des Nutzers und füttert seine Datenbanken und Server. Den Meisten bekannt dürfte die beliebte Smartphone App „Runtastic“ sein. Nach Aussage des österreichischen Startups soll sie dabei helfen „Menschen zur Sportausübung zu bewegen und mit Gleichgesinnten zu vernetzen.“

Im Laufe der letzten Wochen und Monate haben sich sowohl Hard- als auch Software rasend schnell entwickelt. Der neuste Trend sind Smartwatches; Uhren die über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden werden können, und einen noch schnelleren und bequemeren Überblick über die aktuellen Standort- und Körperdaten erlauben.

Die „Samsung Gear“ geht sogar noch einen Schritt weiter und ermöglicht die Entgegennahme von Anrufen und Nachrichten direkt am Handgelenk.

Ich möchte versuchen mich im Rahmen dieses Blogs nach dem Prinzip „Vom groben zum Detail“ durch die Fülle an Informationen zu kämpfen und den interessanten Bereich der „Möglichkeiten und Folgen von Quantified Self (QS) auf den Nutzer“ näher zu betrachten.

Der Bezug zur digitale Kommunikation, der in diesem Blog natürlich nicht missen darf, ist vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar. Daher lohnt es einmal kurz zu betrachten was sich hinter dem Begriff „Kommunikation“ überhaupt verbirgt und welche Betrachtungsweise für dieses Thema hier interessieren mag.

Kommunikation ist Gespräch, Diskussion, Streit, geselliger Umgang, Dialog, Begegnung, Austausch. Kommunikation hat viele Formen (…).2

Kommunikation ist somit in jeglicher Art von zwischenmenschlicher Interaktion wieder zu finden, so auch im „Quantified-Self“. Der Mensch wird im Weiteren sogar als Produkt fortlaufender Kommunikationsprozesse verstanden. Die eigentliche Messung der Körperdaten bildet hier allerdings nur die Basis für die Entstehung dieser Kommunikationsprozesse.
Die Erstellung und Auswertung dieser Daten zu Tabellen, Grafiken und Animationen und die anschließende Veröffentlichung in Blogs, sozialen Netzwerken oder eigens hierfür eingerichteten Community’s lässt sich dagegen sehr wohl in die moderne, digitale Kommunikation einordnen.
Genaugenommen bewegen wir uns sogar im kleineren Feld der sozialen Kommunikation.
Menschen gewinnen und verarbeiten Eindrücke und Informationen aus Umwelt- und Körperreizen. Diese Eindrücke bezeichnen wir meist als Wahrnehmung. Wenn diese Erkenntnisse dann schließlich mit Anderen (Interaktionspartnern) geteilt werden spricht man schließlich von sozialer Kommunikation.3

Der Mensch ist vermessbar. Das ist nicht neu. Neu ist, dass er dank der Technik nun die Möglichkeit hat, es ohne größeren Aufwand selbst zu tun – und zwar bei so ziemlich allem, was er macht. Es bleibt spannend.

Quantified-Blog

Um dem Thema gerecht zu werden wird hier der Fortschritt meines E-Portfolios am Ende jedes Beitrags in % angegeben

5


  1. http://qsdeutschland.de/ 

  2. Riedl zit. nach Delhees 1994, S. 11 

  3. vgl. Delhees 1994, S. 12 

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About the Author

Fabian Liebrich

Fabian Liebrich ist ein weitestgehend erfolgreicher Student in den letzten Zügen eines Studiums der Angewandten Medienwissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau. Dieser Blog findet im Rahmen des Fachs "Digitale Kommunikation" statt und beschäftigt sich mit Themen rund um digitale Fitness, Apps und Gadgets.

3 Comments

  1. Das klingt sehr interessant! Vor allem, weil ich von dem Thema bisher kaum etwas mitbekommen habe. Ich bin gespannt was Du und die Anderen hier in den nächsten Wochen noch alles präsentieren. 🙂

  2. Hallo fabian-digifit,
    erst einmal: Interessantes Thema! Ich selbst habe mich damit bisher kaum beschäftigt und bin schon sehr gespannt, was du in den kommenden Wochen/Monaten heraus finden wirst.
    Machst du auch ein Selbst-Experiment mit der App Runtastic oder mit dem Fuelband von Nike? Interessante wäre auch, ob eine Art Wettkampf unter Freunden stattfindet, die sich gegenseitig ihre Laufzeiten etc. überbieten.
    Bis dahin, liebe Grüßlis 😉

    • In der Bewertung „Interessantes Thema“ stimme ich Angelika Stern uneingeschränkt zu. Ich gehe sogar noch weiter: Ein Thema von existenzieller Bedeutung in einer Welt der elektronischen Verfügbarkeit des Menschen. Besonders die Wissenschaftsdisziplinen wie Medizin, Psychologie, Biologie und natürlich der Philosophie sind tangiert. Unter der Bezeichnung „Positivismus“ gab es in der Philosophie schon einmal eine breite Strömung, die davon ausging, dass alles, was nicht messbar ist, auch nicht existiert. In der weiteren Schlussfolgerung hieße das: Je mehr Datenmengen über das Individuum gesammelt werden, desto besser ist das Bild, dass man von ihm bekommt. Ich bin sehr, sehr gespannt darauf, erstens wer sich zur totalen Vermessung zur Verfügung stellt, zweitens wo und wem diese Daten zugänglich gemacht werden, drittens welche Erkenntnisse über diesen Menschen aufgrund der gesammelten Daten gewonnen werden können.

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