Serious Games und Gamification – ein Schaubild

Mit diesem Beitrag möchte ich den Begriff Gamification noch einmal von ähnlichen Begriffen abgrenzen. Ihr wisst mittlerweile, dass es nicht darum geht einzelne Elemente, wie etwa ein Punktesystem, zu integrieren, sondern um die Schaffung einer spielähnlichen Erfahrung. Nach dieser Definition könnte man es genauso den Simulatoren und Serious Games zuordnen, also Spielen mit einem ersten (Lern-) Ziel.

Die Kombination von Spaß, Motivation und Engangement macht den Unterschied aus und eine gute Integration von Gamification funktioniert in der Regel nur bei genauer Situationsanalyse und Recherche. Es geht zwar nicht um eine spielerische Anwendung, aber es ist dennoch wichtig zu verstehen, was ein Spiel ausmacht und wie die unterschiedlichen Elemente und Mechaniken überhaupt wirken und sich zwecks Motivationsförderung übertragen lassen.

Wie man an dem Schaubild nach Deterding et. Al.1 sieht, wird auf der X-Achse zunächst zwischen Whole (im Sinne von Vollständig, Ganzheit oder Gesamt) und Parts (im Sinne von Bestandteile, Bauteilen oder einzelnen Elementen) unterschieden. Die andere Achse unterscheiden zwischen zwischen Game (Spielen mit Regeln, Wettbewerb etc.) und Play (Freies Spielen, Spaß haben improvisieren ohne festgeschriebenes Ziel) unterscheiden. Gamification wird hier zu der Kategorie Game gezählt und unterscheidet sich von den „Games und Serious Games“ dadurch, dass hier einzelne Teile (Parts)  des Game-Designs eine Rolle spielen. Serious Games haben also ebenso wie Gamification einen Nicht-Spiel- Bezug, unterscheiden sich allerdings dadurch, dass es sich um ein komplettes Spiel handelt. Serious Games fallen demnach also nicht unter die Gamification.

Unterhalb der X-Achse im Bereich „Play“ wird zwischen Spielzeugen auf der einen und Playful Design auf der anderen Seite unterschieden. Letzteres ist ein Teilbereich der Gestaltung, in dem es darum geht Dinge ein wenig spielerischer und spaßiger zu gestalten – allerdings nicht systematisch mit Regeln und Zielen strukturiert.

Screenshots von STAT! EMEDS Trauma Simulation

Das Serious Game STAT! EMEDS Trauma Simulation soll Militärmediziner auf den Einsatz in Krisengebieten vorbereiten – Quelle: AFFMAST2

In ihrem Buch „Gamification by Design“ beschreiben die Autoren Gabe Zichermann und Christopher Cunningham die Definition aus Sicht eines Designers, der durch die spielerischen Elemente ein bestimmtes Verhalten des Nutzers erreicht und dessen Motivation (Engagement) erhöht:

„The process of game-thinking and game mechanics to engage users and solve problems.”3

Damit es dem Thema gerecht wird werde ich auf die angesprochenen Punkte in separaten Beiträgen eingehen. Die unterschiedlichen Spielertypen, die verschiedenen Spielelemente und verschiedene Motivationstheorien werden ausführlich behandelt – hier wird es sicherlich die eine oder andere Überschneidung mit meiner Learningcommunity geben.

Auf der rechten Seite findet ihr übrigens eine neue Navigationsleiste, die ich bei neuen Beiträgen immer wieder aktualisiere. Diese ermöglicht den Schnellzugriff auf die Gamification-Themen und stellt eine Art Gliederung dar.


  1. Deterding, Sebastian; Dixon, Dan; Rilla, Khaled; Nacke, Lennart (2011): From game design elements to gamefulness: defining „gamification“. In: Tampere University of Technology (Hg.): Proceedings of the 15th International Academic MindTrek Conference Envisioning Future Media Environments. New York, NY: ACM, S. 9–15. 

  2. http://www.afmmast.mil/Sim%20Training/ – Zuletzt abgerufen am 08. Dezember 2013 

  3. Zichermann, Gabriel; Cunningham, Christopher (2011): Gamification by design. Implementing game mechanics in web and mobile apps. 1. ed. Beijing: O’Reilly. 

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About the Author

Niclas Deißler

Niclas Deißler studiert seit 2010 an der Technischen Universität Ilmenau Angewandte Medienwissenschaft. Durch diesen Studiengang konnte er schon zahlreiche Erfahrungen in den Bereichen PR, Entrepreneurship und Marketing sammeln. In seiner Freizeit schreibt er auf DigitalFit.de rund um die Themen Quantified Self, Gamification, Fitness-Gadgets und E-Health.

4 Comments

  1. Also ist dieser Trauma Simulator definitiv ein „Serious Game“? Ich vermute mal, dass die Teilnehmer auch Punkte sammeln und auf dessen Grundlage bewertet werden, oder?

    • Hey Fabian,
      du scheinst da ein wenig durcheinander zu sein, aber so kennt man dich ja! 😉
      Zum einen nennst du ja das Sammeln von Punkten, was du wahrscheinlich auf Gamification beziehst, und zum anderen gehst du davon aus, dass solche Spielelemente in einem Serious Game nicht vorkommen dürfen.
      Gamification ist zunächst einmal der Einsatz von Spielelementen und Spielmechanismen in einem Nicht-Spiel-Kontext (hier haben wir einen Spielkontext). Ein Serious Game ist grundsätzlich ein Spiel, wobei das Hauptziel nicht die Unterhaltung des Rezipienten ist, sondern Vermittlung von Informationen/Wissen. Das oben genannte Beispiel dient also der Ausbildung von Soldaten anhand der Simulation eines Krisengebiets. Den jungen Ärzten wird also während des Spielablaufs möglichst realistisch vermittelt, wie man in Krisengebieten reagieren sollte, welcher Druck während Operationen in Extremsituationen auftritt etc. Natürlich geht es dabei auch um die Vermittlung von Fachwissen.

      Flo: Doch, gerade ein solches Feedback ist ein großer Vorteil von Spielen. Trophäen wird es wahrscheinlich nicht geben, aber ein Punktestand am Ende macht deutlich, in welchem Verhältnis beispielsweise Zeit und Erfolge stehen und welche Vorgehensweise am effektivsten war. Man lernt also bei jedem Versuch dazu 😉

      • Achso ist das! Also handelt es sich bloß nicht um Gamification, weil es sich bei diesem Simulator per se um ein Spiel handelt und damit komplett ein Spielekontext gegeben ist, ja?
        Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast mir meine Frage zu beantworten. Meine Verwirrung hat sich jetzt gelegt. 😉

  2. Davon abgeshen das Serious Games komplette Spiele sind, könnte ich mir vorstellen das man auch nicht wirklich belohnt wird oder? Oder bekommt man da auch Trophäen und Bestelisten?Stell ich mir irgendwie makaber vor wenn man sich beispielsweise auf einen Kriegseinsatz vorbereiten soll…

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